📗 Brecht siedelt die Handlung dieses Stücks, das eine Parabel auf den Aufstieg Hitlers ist, in der Chicagoer Unterwelt an. Die Gemüsehändler der Stadt stecken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Karfioltrust zieht den namhaften und als ehrlich bekannten Bürger Dogsborough in dunkle Geschäfte hinein, um durch seine Fürsprache an städtische Gelder zu kommen. Der kleine Gauner Arturo Uí bekommt Wind von dieser Sache und nutzt die Situation, um sich an die Spitze des Karfioltrusts zu setzen und von dort aus auch die Gemüsehändler anderer Städte unter seine Knute zu zwingen.
Brecht, der seit dem ersten Weltkrieg erbitterter Kriegsgegner war und seit den zwanziger Jahren immer stärker zum Marxismus und später zum Kommunismus tendierte, wählte absichtlich eine überschaubare gesellschaftliche Gruppe, um die Mechanismen aufzuzeigen, mit denen Hitler in Deutschland an die Macht kam und dann die umliegenden Länder "anschloß".
Der Autor, der mich zum ersten Mal in der Schulzeit zunächst mit seinen Gedichten, dann auch mit den Dramen begeistert und mit dem Thema Nationalsozialismus konfrontiert hat, gehört auf jeden Fall zu denen, die auch nach der Jahrtausendwende nicht an Aktualität verlieren.
Gerade dieses Drama zählt für mich allein schon wegen seiner unmittelbaren
Beschäftigung mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte unbedingt zu den Stücken, die man weiterhin lesen und anschauen muß -- wie Brecht selbst im Epilog schreibt: "...Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" --Cornelia Rediger