📘 "Höchst liebenswürdig ist diese natürliche Geschichte, nur erscheint sie zu kurz, und man fühlt sich versucht, sie in allen Einzelheiten auszuführen." Thomas Mann zitierte, was Goethe über die Josephs-Geschichte der Bibel geschrieben hatte, wie um sich zu rechtfertigen, denn er mußte zwei Jahre nach Beginn der Niederschrift gestehen: "das wird ja wieder mal kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern der Versuch eines epischen Werkes von unmodisch langem Atem, zu dessen Herstellung eine zähe Geduld gehört." Sechzehn Jahre sollte es insgesamt dauern, bis er am 4. Januar 1943 die Tetralogie "mit Josephs heiterer Stimme ausklingen" lassen konnte.
Die wie in "Schönen Gesprächen" mythisch unbestimmte Zeit, in der die ersten beiden Bände des Romanes spielen, konkretisiert sich im Dritten zu den Jahren etwa zwischen 1411 und 1365, die Zeit der Regentschaft des Königs Amenhotep III. Joseph wird von den Ismaelitern aus der Welt der Stämme und Hirten in die eines Staates mit weitreichender Zivilisation verbracht. Dort lernt er, sich zu "identifizieren". Als Sklave wird er an Peteprê, das ist Potiphar, einen Groß-Eunuchen des Pharao, verkauft; er erweist sich als klug und fleißig, und man ernennt ihn zum Hausverwalter. Seine männliche Schönheit reizt Mut-em-enet, seine Herrin in ihrer unerfüllten Ehe - Joseph widersteht, wird von ihr verleumdet und abermals "in die Grube", diesmal ins Inselgefängnis geworfen.