📘 Excerpt from Goethe-Jahrbuch, 1883, Vol. 4Allein sie ist, versteht sich, darum nichts Nichtiges. Die centrale Kraft in einem Kunstwerk soll nicht ermangeln, ganz in die Peripherie hinauszudringen, wie das Erz in einem richtigen Gusse die Form ganz ausfullen soll; nicht ermangeln ist auch nur ein negativer Ausdruck, allein da die Kraft es leisten wird, wenn sie wahre Kraft ist, so erscheint die Sache sehr als positiv, und erwägt man, dass die Peripherie nichts Anderes, als die äusserste Ausstrahlung des Centrums ist, so folgt, dass die Unterscheidung central und peripherisch eine nur sehr relative Bedeutung hat. Kein Dichter kann classisch genannt werden, der die Form vernachlässigt, und stünde er noch so hoch an Talent. Unter Form sei hier nur der Vers oder auch die Prosa ver standen, soweit diese in der Dichtung sich einmal angesiedelt hat, nicht die Form im hoheren Sinn: die ganze Gestaltung und Anordnung; der Geist, der diese herstellt, soll auch mit dem Nerv ausgestattet sein, der es nicht ertragt, dass Vers und prosaischer Satz das Gehor das wirkliche oder das innerliche beim Lesen belastigt, beleidigt, oder doch unbefriedigt lasst, und keiner, der diesen Nerv besitzt, soll die Mühe scheuen. Kurz: ein Gedicht soll eben recht sein, ohrgerecht und mundgerecht. Justinus Kerner hat, kann man sagen, mehr Phantasie als Uhland, allein seine Verse sind ein fur allemal zu schlottrig, zu holperig, und schon darum ist zwischen ihm und dem >>classiker der Romantik eine so fühl...