📒 Excerpt from Denkmäler Deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII-XII JahrhundertSobald die verschiedenen deutschen stämme im reich Karls des grafsen zu einer politischen und religiösen einheit verbunden wurden, konnte auch für die sprache die entwickelung zu gröfserer einheitlichkeit nicht ausblei ben. Darauf führte schon das bedürfnis des reichs. Zunächst die franki schen mundarten am Main und Mittelrhein in der mitte des damaligen Deutschlands erlangten damit eine hervorragende bedeutung und durch ihre geographische stellung sowohl als ihre ganz damit übereinstimmende sprach liche beschaffenheit waren sie berufen ein bindeglied zwischen dem norden und süden abzugeben. In ihrem ganzen habitus überwiegend hochdeutsch hielten sie doch dadurch dass sie die tennis k im anlaut, die einfachen mediae b und g überall und wenigstens noch im anlaut das th, zum teil auch das alte d bewahrten, die mitte zwischen den rauheren oberdeutschen und den noch ganz auf der alten lautstufe verharrenden niederdeutschen mundarten; so auch in ihrem wortvorrat und wortgebrauch, und einwür kung und aneignung, entlehnung und austausch war für sie nach beiden seiten hin leicht. Aus ihnen gieng die karlingische hofsprache hervor, die sprache des höheren lebens dessen mittelpunkt der kaiserliche hof war, das ihm von allen seiten zustrebte und wiederum von ihm ausstralte. Gegen die volksmundarten war die neue sprache noch weniger abgeschlossen als später das mittelhochdeutsche, geschweige denn das neuhochdeu...