📘 Excerpt from Die Kunst des Achtzehnten Jahrhunderts, Vol. 2La Tour wurde 1704 zu Saint Quentin geboren. Sein Vater war Kantor an dem königlichen Stift der Kollegialkirche. Er hatte die gewöhnliche, mit mancher lei Legenden ausgeschmückte Jugend fast aller Malerauf dem Gymnasium, unter dem Rektorat Nicolas Desjardins, füllte er seine griechischen und lateinischen Hefte mit dem Bilde alles dessen, was er sah, skizzierte die Vorgänge in der Klasse, seine Schulkameraden, seinen Magister und dessen strenge Amtsmiene. Den Vater rührte diese Befähigung wenig. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Sohn trotz seiner Kurzsichtig keit Ingenieur werden zu lassen. Jedoch alle Er mahnungen und Strafen halfen nichts, die Neigung des Knaben war nicht zu erschüttern, er fuhr fort zu zeichnen, kopierte mit der Feder alte Stiche, die er fand, und verbrauchte sein geringes Taschengeld zum Kaufen von Zeichenstiften und Vorlagen; Da gelangten eines Tages Aktzeichnungen des Malers Vernansal nach Saint Quentin; einer seiner Schüler hatte sie mit in die Stadt gebracht; der junge La Tour sah sie, fühlte in seinem Herzen den glühenden Wunsch„ auch so etwas zu machen, und erklärte seinem Vater, daß er Maler werden wolle; der Kantor jedoch, durchaus von spießbürgerlichen Ideen beherrscht und ohne irgend welches Vertrauen zu diesem gewagten Berufe, ver weigerte rundheraus seine Erlaubnis zur Verwirk lichung dieser Kinderlaune. Daraufhin entfloh der junge Mann nach Paris: er war kaum fünfzehn Jahre alt....