📓 Excerpt from Pindar's Leben und DichtungZu allen Zeiten ist das geistige Schaffen der Lyriker in viel höherem Grade als das anderer Dichter je nach den wechselnden Einflüssen des Lebensalters und der Umgebung einem mannigfachm Wandel unterworfen gewesen, der das Festhalten eines einheitlichen Bildes von ihnen erschwert. Göthe der Lyriker im eminenten Sinne des Werts, ist in den verschiedenen Perioden seines langen Lebens so vielfach ein anderer geworden, dass der Leser oft staunend sich fragt, ob er es denn wirklich mit demselben Menue zu thun habe; Horaz ist bei Vergleichung seiner früheren und seiner spä teren Werke kaum wieder zu erkennen; die gewaltigste Diehternatur des alten Rom, der nur die Entwickelung aller ihrer Kräfte zur vollen Reife versagt blieb, Catull, hat in der ihr mgemessenen kurzen Lebensspanne mehr als eine Phase durchlaufen. Wo uns die lyrischen Gedichte eines Mannes eine einheitlichere Physiognomie zeigen, da ist ent weder die Begehung eine beschränkte; oder die lyrische Pro duction ist für ihn nur ein Durchgangspunkt wie dies von Petrarca und Shakspeare gilt; denn dass auchpetrar ca' 8 weltgeschichtliche Bedeutung nicht auf seinen Sonetten und Canzonen beruht so sehr sie uns auch entzücken mö gen, wird wohl Niemand mehr bezweifeln, der Georg Voigt's trefl'liche Darstellung gelesen. Könnten wir die Werke der S a pp h o und des An ak r e o n übersehen, gewiss würden wir auch bei ihnen wahrnehmen, wie das Feuer ihrer Seele sich in der Jugend...