🔖 Excerpt from Schriftsprache und Mundart: Akademische Rede zur Feier des Jahresfestes der Grossherzoglich Hessischen Ludwigs-Universität am 1. Juli, 1896Seitdem es schriftliche Aufzeichnung gibt, schreibt ein jeder die Zeichen. Die Formen und Formeln, die er von Andern überkbmmen hat. Wer also das Verhältniss ron Schriftsprache und Mundart zum Gegenstand seiner Erörterung macht. Fiir den ist die Grutnh frage von vornherein entschieden, die Frage, ob irgendwo eine Schrift sprache neben der Mundart bestehe: mit der 'fhatsache der schriftlichen lleherlieferung ist die Thatsache der Schriftsprache in diesem Sinne gegeben. So muss denn auch die Sprache unserer altdeutschen Denk mäler von Anfang an zweifellos als eine Schrift3prmhe bezeichnet Natürlich ist es oft Seltl' schwierig, ja unmöglich festzu stellen, ia welchem Umfang die einzelne Niederschrift ein Bild gibt von der lebendigen Rede ihres Urhebers, oder aber durch fremde Ein. Dusse sich bestimmen lässt. Diese fremden Einflüsse selbst können verschieden sich gestalten. Jene h'riiheren, deren Vorbild wirkt, können Heimathsgenossen des späteren Schreilwrs sein: dann kounnt ledig lich eine Mischung zwischen älteren und jüngeren Formen oder eine alterthiimliche Färbung des gesummten Sprachbildes zu Stande. Gehörtdagegen Vorbild und Nachahmung verschiedenen Sprachgebieten an, reden sie also verschiedene Zungen, so kann sich eine Mischung der Mundarten in der jüngeren Aufzeichnung ergeben, und es geschieht sogar, dass de...