📕 Leonardo da Vinci machte Anatomie und Perspektive zum Gegenstande seines Studiums und zog bereits die Farbenlehre in den Kreis der Betrachtung. Seine Forschungen auf diesen Gebieten waren so gründlich und bedeutend, dass ihm auch in der Geschichte der Wissenschaften ein dauerndes Andenken gesichert ist. Dürer schrieb über Geometrie, nicht zu reden von seinem Werke über Befestigungskunde, da letzteres mit seiner malerischen Tätigkeit nicht im Zusammenhange steht. Aber selbst für Rafael, der so recht als Vertreter des von Gott begnadeten Genius gelten kann, fehlen uns nicht die Belege, wie auch er das ernsteste wissenschaftliche Studium nicht für überflüssig hielt; sind doch Skizzen von ihm aufbewahrt, welche die Figuren, die auf seinen grossen Gemälden in Gewändern erscheinen, nicht nur unbekleidet, sondern sogar im Skelette zeigen. Seit den Tagen jener grossen Männer hat sich der Gedanke eingebürgert, dass Kenntnis der Anatomie und Perspektive für jeden Maler unerlässlich sei. Anders mit der Farbenlehre. Der Versuch, die Lehre von der Farbengebung in ähnlicher Weise auf fester Grundlage zu errichten und sie als ebenbürtige Schwester den beiden anderen Wissenschaften an die Seite zu stellen, wollte bisher noch nicht recht gelingen. [...]Dieses Buch ist ein Nachdruck der historischen Originalausgabe von 1874.