📘 "Neben dem Impressionismus hatte jede andere Strömung in Frankreich schweren Stand. Die imposante Geschlossenheit der stilisierenden Richtung, die sich auf Ingres, Chassériau, Puvis de Chavanne, Maurice Denis aufbaut, täuscht über ihre Bedeutung. Ihre Kultur, so hoch man sie anschlagen mag, verdeckt nicht den Kompromiß, dem alle diese Künstler mit voller Überzeugung dienen. Wohl durchtränkten sie ihn mit vielerlei zeitgenössischen Elementen. Ihre Grundtendenz aber, die prinzipielle Anlehnung an überlieferte Formen, stellte sich dem Manetschen Ideal der „Contemporaneite" entgegen und vermochte nicht, die Freiheit des Instinktes zu ersetzen, die der großen Kunst des letzten Drittels des neunzehnten Jahrhunderts den Charakter gab. Auf den Impressionismus konnte rationellerweise, um nicht die Resultate in Frage zu stellen, immer nur eine Strömung reagieren, die keine fremden Elemente in die Diskussion zog, sondern die Synthese aus demselben Geiste gewann, der die Auflösung begünstigte. Diese Strömung, die durch Gauguin zu einer Art Schule gebildet wurde, fand in van Gogh ihren freiesten, gesündesten und stärksten Ausdruck. Daß es ein Ausländer war, der diesen Schluß zog, gibt der Tat einen besonderen Charakter, auch wenn man sich erinnert, daß Holland und Frankreich in der Malerei stets eng verschwistert gewesen sind." [...]Julius Meier-Graefe beschreibt in seinem vorliegenden Werk das Leben des bedeutenden niederländischen Malers Vincent van Gogh. Illustriert mit 40 ...