📒 Das Programm, das die Führung der Auslandsorganisation der österreichischen Sozialisten (AVOES) am 1.April 1938 in Brüssel einstimmig beschließt ist radikal. In die Auseinandersetzung der westlichen Demokratien mit dem Hitlerregime will man auch nach Kriegsausbruch nicht eingreifen, weil ein ' Krieg zur Verteidigung bzw. zur Wiedererrichtung geschlagener Demokratien ausgeschlossen' wird. Auch im Land selbst soll der Kampf gegen Hitler nicht forciert werden, man hofft vielmehr auf eine völlig autonome gesamtdeutsche Revolution nach Hitler. Da deshalb am Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland nicht gerüttelt werden soll wird auch jegliche Zusammenarbeit mit anderen österreichaffinen Kräften ausgeschlossen. Obwohl diese Politik bei der Masse der Exilanten und den Gastländern auf wenig Verständnis stößt wird sie bis Kriegsende durchgezogen. Sie wird auch die Nachkriegsgeschichte entscheidend prägen, erstaunlicherweise zum Vorteil des Landes. Ohne österreichische Auslandsvertretung ist nämlich Platz für eine von der Sowjetunion ohne Absprache mit den Westalliierten eingesetzten provisorischen Regierung unter Karl Renner. Die diesem Gremium auferlegten raschen landesweiten Wahlen führen allerdings nicht zu der vom Kreml erhofften kommunistisch dominierten Volksfront, sondern zu einer Regierung unter der Dominanz demokratischer Kräfte. Diese Regierung konnte nicht nur eine Teilung des Landes verhindern, es gelang ihr auch die Voraussetzungen für den 'Sonderfall Öster...