🔖 "Der Verschiedenheit der Ansicht über den Ursprung der menschlichen Vorstellungen und Begriffe ist nicht erst seit Kant eine über die Grenzen der Psychologie hinausgreifende Bedeutung beigelegt worden. Nachdem jedoch Kant für die Geschichte der reinen Vernunft allgemeine Gesichtspunkte aufgestellt hatte, auf welche sich die wesentliche Verschiedenheit der metaphysischen Versuche sollte zurückführen lassen, von denen der eine eben die Verschiedenheit der Ansichten über den Ursprung der Begriffe als Unterscheidungsmerkmal hervorhob, sind neben Aristoteles und Plato Locke und Leibniz vorzugsweise als Repräsentanten zweier ganz verschiedener philosophischer Denkweisen angesehen und der Gegensatz der psychologischen Ansicht über den Ursprung der Begriffe, ob sie aus der Erfahrung entlehnt oder angeboren seien, nicht nur für ein Merkmal, sondern auch für den Grund der divergierenden Richtungen dieser Denker, ja der metaphysischen Lehrmeinungen überhaupt gehalten worden. Während jedoch bei Leibniz vorzugsweise dessen Metaphysik die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, sind die Untersuchungen Locke's über die menschliche Erkenntnis vorzugsweise von Seiten der in ihnen niedergelegten psychologischen Erörterungen ins Auge gefasst worden, und die Bedeutung des ihm im Gegensatze zu Leibniz beigelegten Empirismus und Sensualismus für die Metaphysik erschien als so geringfügig, dass man auch da, wo man dem absoluten Idealismus der nachkantischen Philosophie in Deutschland nicht hul...