📖 Inhaltsangabe:Einleitung: Obgleich der Schweizer Schriftsteller Robert Walser in der germanistischen Forschungsliteratur seit den 60er und 70er Jahren vermehrt behandelt wird, gehört er bis heute zu den am wenigsten gelesenen großen Schriftstellern der Moderne. Während Autoren wie Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler oder Rainer Maria Rilke die Erfolgsliteratur der Jahrhundertwende entscheidend bestimmten, wird Walser mit seiner eigenwilligen Kurzprosa, seinen kleinen, aus dem Alltag entnommenen Sujets und seinem arabesken und digressiven Stil schon früh zum literarischen Außenseiter. Seine Protagonisten sind Vagabunden, Schelme und rebellische Dienerfiguren, die die entfremdeten Arbeitsverhältnisse und den Traum vom selbstbestimmten Künstlerdasein demaskieren und sich als soziale Grenzgänger erweisen. Auch das Motiv der Liebe ist bei Robert Walser von Grenzüberschreitungen bestimmt. Es spielt nicht nur in unzähligen Prosastücken, Dramoletten und Gedichten eine tragende Rolle, sondern durchzieht auch seine vier Romane. Da es bis heute keine Einzeluntersuchung zum Liebesdiskurs in Walsers Werk gibt, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit in detaillierter Analyse mit seinen Konstellationen des Begehrens. Dabei dient ausgehend von der zeitgleich entstandenen Psychoanalyse Freuds das bürgerliche Familiendreieck als Ausgangspunkt für die Interpretation der Geschlechterbeziehungen. Neben Thesen von Sigmund Freud und Jacques Lacan werden auch Michel Foucaults...