🔖 Die Existenz einer deutschen, französischen oder britischen Außenpolitik scheint uns selbstverständlich - „europäische Außenpolitik" hingegen ist ein Rätsel in doppelter Hinsicht: (1.) Wie lässt sich europäische Außenpolitik im Vergleich zu nationaler Außenpolitik beschreiben und bewerten? (2.) Warum überhaupt gibt es eine europäische Außenpolitik? Wie kann man erklären, dass Europa neben den EU-Mitgliedsländern mitunter als eigener Akteur der internationalen Politik auftritt? Das Konzept der „Zivilmacht Europa" - meist als Gegenentwurf zu klassischer Großmachtpolitik verstanden - steht im Mittelpunkt einer mehr als 30-jährigen Debatte, die diese Fragen zu beantworten sucht. Das Buch skizziert erst die wesentlichen Argumente der Debatte und prüft dann kritisch, inwiefern uns das Zivilmachtkonzept heute noch bei der Beschreibung und Erklärung europäischer Außenpolitik behilflich sein kann. Jüngste Entwicklungen, wie der Aufbau der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik oder die Verabschiedung der ersten europäischen Sicherheitsstrategie, führen den Autor zu dem Ergebnis: Europa ist keine Zivilmacht mehr, Europa hat jedoch weiterhin überwiegend zivile Machtmittel. Anstatt sich - oftmals sehr normativ - mit der Rettung des Zivilmachtkonzepts zu befassen, sollte sich die wissenschaftliche Analyse daher viel stärker den Erfolgsbedingungen und Wechselwirkungen des Einsatzes verschiedener Machtmittel widmen. Auch die Erklärungskraft der theoretischen Begründungen...