📘 Warum empfinden wir etwas, wenn wir eine Lektüre lesen? Und was genau ruft diese Gefühle in uns hervor? Der Autor, der Text oder die blühende Phantasie des Lesers selbst? Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Studie. Dazu wird das komplexe Wechselverhältnis von Emotion und Rezeption, wie es in der mittelalterlichen Literatur - speziell bei Hartmann von Aue - gestaltet wurde, untersucht. Anhand des Armen Heinrich soll die Funktion von literarischen Figurendarstellungen im Hinblick auf den Leser beleuchtet werden, wobei das Augenmerk hauptsächlich auf den strukturellen Mitteln der Gefühlserzeugung liegt. Besonderes Interesse kommt der Frage zu, welche Inszenierungsstrategien überhaupt eine emotionale Reaktion beim mittelalterlichen Rezipienten hervorgerufen haben könnten. Emotionen des Lesers, die auf Figuren oder Erzähler gerichtet sind, sollen auf sympathietragende Vorgänge der Interaktion zwischen Erzähltechnik und Leser zurückgeführt werden.