📗 Hier liest einer – Kulturchrist und »Gast in der deutschen Sprache« (Franz Kafka) – die biblischen Szenen neu, fasziniert und entsetzt von den Lücken im alten Text. Er sieht ein prächtiges Chaos in lutherscher Diktion, in dem Widersprüche wie Wunden klaffen. Er will nicht dagegen, er muß dareinschreiben und die Überlieferung unterwandern.Jean-Paul Barbe nimmt sich der »Übergangenen« an, der flüchtig erwähnten oder namenlosen Frauen im Alten Testament. Er spinnt ihre verschwiegnen Geschichten fort, rein und unrein nicht trennend. In den Unzulänglichkeiten und Misstönen will seine Kontrafaktur eine Gedankenwelt entdecken, eine unerkannte Dimension der Erfahrung.— Volker BraunDiese Bibel-Geschichten sind eine Fortschreibung einiger Textstellen aus dem Alten Testament, die sich auf weniger bekannte und dort flüchtig erwähnte Frauenfiguren, individuelle wie kollektive, beziehen. Ein genauer Bezug zum Original wird in den meisten Fällen verdeutlicht. Die Sprache lehnt sich bewusst an den lutherschen Duktus.Der Text richtet sich sowohl an den Bibelkenner, der angeregt wird, sich mit einigen unerkannten Dimensionen der Vorlage auseinanderzusetzen, als auch an das breitere Publikum der nicht Bibelfesten, das vielleicht herausgefordert wird, sich an den Originaltext zu wagen und in dessen Unstimmigkeiten und Misstönen eine neue, komplexere Gedankenwelt entdeckt.Mit der Veröffentlichung des Widerrede der übergangenen Frauen will Jean-Paul Barbe, in den einsetzenden Strom der oft recht a...