📓 Beginnend im Jahre 1978 formierte sich in der Bundesrepublik Deutschland mit zunehmendem Erfolg eine neue Partei: die Grunen. Diese Entwicklung, die ihre Parallele in verschiedenen europaischen Staaten findet, ruckt
naturgemaB die Frage nach den Bedingungen, unter denen in etablierten Parteisystemen neue Parteien entstehen konnen, in den V ordergrund der wissenschaftlichen Diskussion. In diesem Kontext ist das Ziel der vorliegenden Arbeit
die theoretische und empirische Analyse der Entstehungsbedingungen neuer Parteien am Beispiel der Grunen. Zwei inhaltliche Bemerkungen zu dieser Arbeit sind so generell, daB sie ins Vorwort vorangestellt werden: Erstens: Ais
Reaktion auf eine Reihe politikwissenschaftlicher Erklarungsansatze, die sowohl die individuellen Parteibindungen als auch die "neuen Wertorientierungen" stark sozialdeter ministisch gepragt sehen, wird in vorliegender Arbeit
ein starkes Gegengewicht auf die Bedingtheit der Veranderung dieser Einstellungen durch das Verhalten der parteipolitischen Eliten gelegt. Auf diesem Hintergrund mag der engagierte wiederholte Verweis auf diesen Zusammenhang
verstandlich werden. Zum zweiten mag die darauf aufbauend zyklische Konzeptio nalisierung politi scher Wandlungsprozesse in mehrfacher Hinsicht zu MiBverstandnissen einladen. Dies gilt insbesondere fur die Dynamik des Zyklus
politischer Neugruppierung. Dieser Zyklus wird hier als Ermoglichungsstruktur (Gelegenheitsstruktur), nicht aber als deterministische Entwicklung angesehen: 1m Zyklus der abnehmen den ideologischen Bindungen an das System
politi scher Interes senvermittlung entsteht ein Potential fur parteipolitische Neugrup pierung, ein Potential, das aber erst bei andauernder politi scher Deprivation aktiviert wird und sich in systemkritische Einstellungen
gegenuber den etablierten Institutionen politischer Interessen vermi ttl ung niederschlagt.