🔖 In den letzten beiden lahrzehnten sind der praktischen Medizin zu ihrer kurati yen Funktion in gro13erem Umfang als friiher Aufgaben zugefallen, die unter dem Begriff "vorbeugende Gesundheitspflege" zusammengefa13t
werden. Diese Entwicklung steht mit dem Wandel des Krankheitspanoramas in engem Zusam menhang. In den okonomisch hoch entwickelten Uindern ist die durch Infekti onskrankheiten bedingte Erkrankungsziffer stark zuriickgedrangt
worden, auf der anderen Seite haben aber die verschiedenen Spielarten der Arteriosklerose, bestimmte Tumorerkrankungen und sogenannte funktionelle Syndrome den Charakter von Massenerscheinungen angenommen. Systematische
epidemiologische Untersuchungen fUhrten zum Konzept der Ri sikofaktoren, d. h. bestimmter exogener oder endogener Faktoren, deren Aus schaltung im Idealfall die Manifestation einer Krankheit vermeiden oder aber sie im
spateren Lebensablauf oder in milderer Form manifest werden la13t. Diese Gesichtspunkte haben gro13e soziookonomische und sozialmedizinische Bedeu tung, wie sich aus allen Statistiken uber die Ursache von Arbeitsunfahigkeit
und Friihberentung, sowie den Anteil verschiedener Erkrankungen an der Gesamt sterblichkeit ergibt. Eine wirksame Vermeidung von Krankheiten durch primare Praevention (Aus schaltung der Krankheitsursachen) oder eine
Friiherfassung von Erkrankungs symptomen (sekundare Praevention), die zur Friihbehandlung fUhrt, batten umso gro13ere Bedeutung als fUr einen Gro13teil der genannten Krankheitsfor men nur symptomatische Behandlungsverfahren
zur VerfUgung stehen, nicht aber kausal wirksame.