📒 Eines der interessantesten aber auch der schwierigsten Gebiete der technischen Chemie ist die Gerbereichemie; behandelt sie doch Reaktionen zwischen wenig definierten Korperklassen, die sich im all gemeinen im kolloidalen Zustand befinden und deren Strukturchemie immer noch spekulativer Natur ist. Die Rohhaut setzt sich aus den verschiedenartigsten Protein en zusammen und ihre Zusammensetzung wechselt nicht nur bei verschiedenen Tieren sondern auch innerhalb Haut. Die Verwandlung von Haut in Leder besteht einer einzelnen aus zweierlei Vorgangen, der Entfernung gewisser Proteine durch Alkalien, Enzyme und Bakterien und der Reaktion der noch bleibenden mit gerbenden Stoffen, Fetten, Seifen, Emulsionen, Beizen, Farbstoffen, Appreturen, Harzen und anderen kompliziert aufgebauten Materialien. Wah rend dieser V organge muB die Struktur der Haut sorgfaltig erhalten oder sogar verbessert werden; es bedarf einer hochentwickelten Teehnik, um dem resultierenden Leder ganz bestimmte, sehr schwer zu definierende Eigenschaften zu geben. Oft ist es geradezu sehwierig, manehe dieser Eigenschaften richtig zu bewerten. Der Vergleich der auBerordentliehen Anstrengungen, welche die organisehe Chemie auf die Erforschung der zur Gerbung notwendigen Materialien verwendet mit der unsicheren Kenntnis tiber diese einzelnen Korperklassen, offenbart uns noch deutlicher die Kompliziertheit uncl GroBe des Gerbereiproblems.