📘 Als am 4. August England dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, da mußte sich jedem, der einen tieferen Ein blick in unser Wirtschaftsleben hat, die Frage aufdrängen, ob wir in der Lage seien, abgeschnitten von unserer gewaltigen Einfuhr an Nahrungs- und Futtermitteln, auch während eines sehr langen Krieges durchzuhalten. Bei mir nahm die Frage die besondere Gestalt an: was können wir tun? können wir nicht vielleicht durch eine zielbewußte Umgestaltung unserer Gütererzeugung und Lebenshaltung es fertig bringen, unab hängig vom Ausland, sozusagen als isolierter Staat, beliebig lange zu wirtschaften? Aber. indem ich mir diese große Frage vorlegte, empfand ich zugleich auf das tiefste, wie unmöglich es für irgend einen einzelnen ist, sie genau und erschöpfend zu beantworten. Der Stoff des menschlichen Wissens ist immer mehr an gewachsen. Rettungslos scheinen wir heute einem von zwei Übeln verfallen zu sein: engbegrenztem, hilflosem Spezialistentum oder oberflächlicher Vielwisserei. Ein Mittel, um beiden zu ent gehen, ist gemeinsame Arbeit, nicht freilich in der nur zu ver breiteten Art, daß Vertreter verschiedener Fächer einen Kreis von Fragen äußerlich zur Bearbeitung unter sich verteilen, wobei schließlich alles noch auf eine Steigerung und Verschlimmerung des Spezialistentums hinausläuft, sondern im Sinne eines wirk lichen Mit-und Zusammenarbeitens, bei dem jeder sich in del1 Gedankenkreis der anderen einlebt, bis schließlich, wie von einem Menschen geschaffen, der das...