📙 Selhst diejenigen, welche die Kinderheilkunde nicht als Sonderfach anerkennen wollen, lassen die Sauglingskunde als solches gelten und gehen der Behandlung kranker Sauglinge nach Moglichkeit aus dem Wege. Der praktische Arzt, welcher von allen Fachern etwas wissen mul1, solI natiirlich auch tiber den Saugling Kenntnisse besitzen, dessen Dberwachung und, wenn notig, Behandlung in der Familien- wie in der Ftirsorgepraxis sogarzu seinen wich tig,sten Aufgaben zahlt. Freilich hat er sein Augenmerk in erster Reihe auf die Prophylaxe zu richten, welche kaum in irgendeiner spateren Altersperiode so notwendig und wohl auch erfolgreich ist wie im ersten Jahr des Lebens. AbeI' urn Krank heiten yerhtiten zu konnen, mul1 man sie auch kennen. Wie notig dies ist, davon kann man sich z. B. in Gebaranstalten immer wieder tiberzeugen, wo viele Arzte der Behandlung der Stillschwierigkeiten oft herzlich wenig Interesse entgegenbrin gen und ohne viel Bedenken auf die nattirliche Ernahrung ver zichten. Bin Arzt, del' die schweren ErnahrungsstOrungen ktinstlich ernahrter Sauglinge aus eigener Anschauung kennt, wird da ganz anders denken und handeln. Obzwar durch eine zielbewul1te Prophylaxe ein grol1er Teil del' Sauglingserkrankungen hintangehalten werden kann - an Orten mit gut arbeitender Sauglingsfiirsorge gehoren schwere ErnahrungsstOrungen zu den Seltenheiten! -, werden damit doch nicht aIle Krankheiten aus der 1Velt geschafft. Und leider gibt es ja noch viele Gegenden, wo eine richtige Sauglingsfiir sorge entweder ganz fehlt odeI' mit so viel Schwierigkeiten zu kampfen hat, dal1 sie bei wei tern nicht das leisten kann, was sie leisten sollte.