Picasso

🔖 Seit nun fast siebzig Jahren versetzt dieser vitale spanische Maler eine Welt in Erregung und schafft an seinem reichen, kaum zu uberblickenden Werk. Besessen von unstillbarer Arbeitslust, ja Malwut, unersattlich im Hunger nach Erleben und Gestalten optischer Wirklichkeiten und kunstlerischer Moglichkeiten, tastet er unablassig die Grenzen der Kunst ab, erweitert sie, uberschreitet sie auch, um doch zuruckzukehren zu den gefundenen Gesetzen und diese zu befestigen im Bewusstsein seiner Zeitgenossen. Inmitten einer Zeitenwende, der grossten und einschneidendsten in der Menschheitsgeschichte, demonstriert Picasso die Grosse und die Gefahrdung und Fragwurdigkeit des schopferischen Individuums. Was Goya seinem Jahrhundert war, ist dieser Mann aus Malaga dem unseren: der Bilderfinderschlechthin. Seine Grosse grundet in seiner Teilnahme an Erkenntnis und Veranderung der Wirklichkeit, in seiner mitfahlenden und verantwortungsbewussten Solidaritat, in seiner genialen Erfindungskraft; die auch auf ihn einwirkende Gefahrdung des Schopferischen resultiert aus Arbeitsteilung und Entfremdung in der spatburgerlichen Gesellschaft, die die Kunst aus dem Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Produktionsprozess immer; mehr isoliert und in eine autonome Entwicklung abdrangt.